Rund 65 Kilometer von Shanghai entfernt liegt das kleine Dörfchen Houtouwan, wo einst bis zu 2000 Menschen in rund 500 Häusern lebten. Die meisten davon waren Fischer,. Doch als in den 1990er Jahren ihre harte Arbeit auf See nicht mehr genug Geld einbrachte, um ein gutes Leben führen zu können, sollen immer mehr Bewohner das Dorf auf der abgelegenen Insel Shengshan verlassen haben. Die Familien gingen entweder aufs Festland oder zogen auf die andere Seite der Insel, wo es eine Stadt gibt. Auch die abgelegene Lage des Ortes und die damit erschwerte Versorgung werden als Gründe dafür genannt, wieso kaum noch ein Mensch geblieben ist. Die Bewohner, die noch dort sind, haben wohl weder fließendes Wasser noch Strom.
Nun erobert die Natur sich den Ort zurück. Rankende Pflanzen schlängeln sich um die verlassenen Häuser und hüllen das Dorf in ein hübsches, sattes Grün. Dass das ein optisches Highlight und obendrein eine hübsche Kulisse ist, haben auch schon zahlreiche Touristen, Influencer und Fotografen entdeckt.
Anders als bei vielen anderen Lost Places dürfen Menschen den Ort besuchen. In Houtouwan gibt es eine Aussichtsplattform, einen Laden – und wer nicht genug von der Stille bekommen kann, kann dort auch übernachten. In den sozialen Medien gibt es bereits einen eigenen Hashtag für den grünen Ort.
"Urbexer" und Lost Places:
Wird ein Ort nicht für Besucher freigegeben, haben "Urbexer" normalerweise ein gefährliches Hobby: Sie besuchen vergessene, verlassene oder verfallene Orte, die auch schon mal einsturzgefährdet sind. Mit an Bord haben sie meistens eine gute Kamera-Ausrüstung, um von den Plätzen Fotos und Videos zu erstellen. Jedoch wird nie die genaue Adresse des Lost Places verraten – das gilt in der Community als absolutes No-Go. So soll vermieden werden, dass Menschen an die Plätze reisen, die mit der verlassenen Schönheit nichts anfangen können und mutmaßlich Zerstörungen vornehmen.
Neben den generellen Verletzungsgefahren kann der Besuch eines solchen Ortes rechtliche Folgen haben: Oftmals wird angenommen, dass leerstehende und verlassen geglaubte Gebäude keinen Besitzer mehr haben. Ein gefährlicher Irrglaube. Urbexer, die ohne eine offizielle Genehmigung ein solches Gelände oder Gebäude betreten, begehen Hausfriedensbruch. Es empfiehlt sich also immer, vorher den Eigentümer um Erlaubnis zu fragen.