Als sein Handy um kurz nach 16 Uhr Raketenbeschuss auf Tel Aviv meldet, legt Adi Davidov langsam die Schöpfkelle zur Seite, mit der er gerade noch Tomatensauce über den Pizzateig kippen wollte. Er geht ins Badezimmer. Seine Frau Ilil sammelt die Kinder ein.
Alma, 8, die Kleine, die vorige Woche noch Atemnot hatte, wenn die Sirenen dröhnten, steigt jetzt ohne Mucks in die Badewanne.
Daniel, 13, schmächtig, doch schon flaumbärtig, der so viele schreckliche Bilder auf TikTok gesehen hat in den letzten Tagen, lehnt sich lässig ans Waschbecken neben seine Eltern.
Zwillingsschwester Ella ist draußen beim Spielen. Sie wird schon irgendwo unterkommen.
Auch diesmal wird der Iron Dome, Israels Luftabwehrsystem, die Raketen der Hamas vom Himmel schießen. Von draußen ist ein dumpfes Knallen zu hören. "Wir wissen nicht, wie sicher es im Bad ist. Aber wir fühlen uns sicher", sagt Mutter Ilil. Fünf Minuten harren die Davidovs zwischen Toilettenschüssel, Kosmetikschrank und Dreckwäschebeutel aus. Dann geht der Alltag in Tel Aviv weiter.
Der Luftalarm mag inzwischen Routine sein, Einschläge oder gar Verletzte in der gut 50 Kilometer von Gaza entfernten Metropole sind die absolute Ausnahme. Und doch zerbricht gerade vieles in den eigenen vier Wänden. In Israels Wohnzimmern geht die Angst um.