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Herpes Zoster Gürtelrose - gemein und gefährlich

Ein Bauch mit rotem Ausschlag
So harmlos der Name auch klingt - eine Gürtelrose fühlt sich grässlich an: Sie haben fürchterliche Schmerzen am Bauch oder im Gesicht, Ihre Haut ist übersät mit Flecken und brennenden Bläschen.

Sie fühlen sich nicht wohl in Ihrer Haut, sind angeschlagen und mit Ihren Nerven am Ende. Ein dumpfer Schmerz meldet sich links in Ihrer Brust, er strahlt langsam aus und droht Sie zuzuschnüren. Ein paar Tage später blühen rote Flecken an Ihrer Brust auf, die sich zu einem Band oder Gürtel gruppieren. Spätestens jetzt ist klar: Sie haben eine Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt.

Schuld an dieser schmerzhaften Krankheit ist ein bestimmter Erreger, das sogenannte Varicella-Zoster-Virus (VZV). Stecken Sie sich das erste damit Mal an, bekommen Sie Windpocken. Das geschieht meist in der Kindheit. Haben Sie die Krankheit überstanden, sind Sie zwar ein Leben lang vor Windpocken geschützt. Aber Sie können sich ein zweites Mal mit dem Erreger infizieren und eine Nervenentzündung bekommen - eben die berüchtigte Gürtelrose.

Die Viren tricksen das Immunsystem aus

Dass Ihr Immunsystem die Varicella-Zoster-Viren nicht aus Ihrem Körper verbannen kann, liegt an einem ganz gemeinen Trick: Während die Windpocken wüten, nistet sich das Virus in den Nervenknoten ein, die in der Nähe des Rückenmarks liegen. In diesen sogenannten sensorischen Ganglien schlummern die Erreger dann ein Leben lang. Normalerweise hält Ihr Immunsystem sie in Schach.

Ist die Körperabwehr aber geschwächt, weil Sie zum Beispiel zu viel Stress haben, starke Medikamente nehmen müssen oder gar an einer Immunschwäche wie Aids leiden, können die Viren wieder aktiv werden und eine Gürtelrose auslösen. Die Erreger vermehren sich dann wie wild und dringen in die Nervenzellen ein. Diese entzünden sich, und Sie verspüren dort Schmerzen. Dann wandern die Viren weiter in die Haut, wo sie großen Schaden anrichten: Sie sehen rote Flecken, die sich später in Bläschen verwandeln.

Patienten dürfen die Bläschen in keinem Fall aufkratzen: Die Flüssigkeit darin ist hochansteckend und außerdem können sich so Narben bilden. Eine Gürtelrose ist ansteckend, bis der Ausschlag komplett abgeheilt ist. Meiden Sie daher Körperkontakt zu anderen Menschen – vor allem zu Schwangeren, Menschen mit geschwächtem Immunsystem und solchen, die nicht vor Windpocken geschützt sind.

Herpes zoster bekommen meist Ältere

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund 400.000 Menschen an Gürtelrose, viele Betroffene sind älter als 60 Jahre. Die Viruskrankheit kann Sie aber trotzdem in jedem Alter treffen. Da die Windpockenerreger die Gürtelrose auslösen, sollten Sie auf sich und Ihre Familie Acht geben - wer die Kinderkrankheit noch nicht hatte, kann sich jetzt ganz schnell infizieren und bekommt dann Windpocken.

Bei der Hälfte der Schmerzgeplagten tritt die Gürtelrose am Rumpf auf, bei jedem Fünften am Kopf. Sie kann aber überall ausbrechen - an den Armen, am Hals, im Innenohr oder im Auge. Im Sehorgan können die Zoster-Viren die Binde- und Hornhaut so stark schädigen, dass Sie unter Umständen erblinden.

Symptome und Krankheitsbild

Plötzlich geht es los: Sie spüren einen brennenden Schmerz, meist in Ihrer Brust oder unter Ihren Rippen. Manchmal kribbelt oder juckt es auch nur. Den Schmerz fühlen Sie nur auf einer Körperseite, aber er strahlt langsam aus. Denn die Viren wandern nach und nach die Nervenbahnen entlang und entzünden dort die Zellen. Außerdem fühlen Sie sich angeschlagen und matt, als würden Sie gerade eine Grippe ausbrüten. Manchmal bekommen Sie dazu auch noch leichtes Fieber.

Nach drei bis fünf Tagen werden die Schmerzen immer stärker. Der Erreger erreicht jetzt die Zellen Ihrer Haut, und Sie entwickeln einen Ausschlag - und zwar dort, wo Sie das Brennen zuerst verspürt haben. Typisch für den Hautausschlag sind rote Flecken, die meist wie ein Band oder Gürtel angeordnet sind.

Innerhalb von ein bis zwei Tagen werden diese zu Bläschen, die eine wässerige oder blutige Flüssigkeit enthalten. Nach weiteren zwei bis vier Tagen wachsen die Bläschen zusammen. Sie enthalten den Windpockenerreger, der extrem ansteckend ist und sich leicht über die Luft und die Schleimhäute überträgt. Nach zwei bis vier Wochen sind die Bläschen meist abgeheilt.

Fast immer bricht die Gürtelrose nur einseitig aus. Ganz selten überschreitet sie die Körpermitte. Bloß in Einzelfällen treten die Bläschen an mehreren Stellen auf beiden Köperseiten auf. Warum die Gürtelrose diesem eigenwilligen Muster folgt, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass sich die Viren nach einer Windpockeninfektion in allen Nervenknoten des Rückenmarks und des Gehirns einnisten können.

Der Keim kann die Gesichtsnerven lähmen

Als wäre eine Gürtelrose allein nicht genug, können auch noch Komplikationen auftreten. Siedeln sich zum Beispiel Bakterien auf der verletzten Haut an, droht Ihnen eine sogenannte Superinfektion: Die Stelle entzündet sich zusätzlich, sie vernarbt, und Ihre Haut kann sich sogar dauerhaft verfärben.

Haben sich die Zosterbläschen auf Ihrer Stirn oder Ihrer Kopfhaut gebildet, kann der Erreger vorübergehend Ihre Gesichtsnerven lähmen. Ist das Virus in die Zellen Ihrer Augennerven gekrochen, zerstört es möglicherweise die Binde- und Hornhaut. Unter Umständen können Sie erblinden.

Die schmerzhafteste Folgekrankheit trifft vor allem Menschen, die über 50 Jahre alt sind: Sie leiden unter starken Nervenschmerzen, die länger dauern als die Gürtelrose selbst - meist vier Wochen, manchmal aber auch monate- oder gar jahrelang. Es kann auch passieren, dass die Dauerschmerzen erst vier Wochen später auftreten, nachdem die akuten Beschwerden abgeklungen sind. Ungefähr jeder siebte, der eine Gürtelrose überstanden hat, entwickelt diese sogenannte postherpetische Neuralgie.

Diagnose der Gürtelrose

Zeigt sich zum Beispiel auf Ihrem Rücken ein rotes Band mit kleinen Bläschen, erkennt Ihr Arzt die Krankheit meist auf den ersten Blick. Trotzdem wird er Sie fragen, an welchen weiteren Beschwerden Sie leiden und wann diese aufgetreten sind. Denn er möchte sicherstellen, dass er die Gürtelrose mit keiner anderen Krankheit verwechselt.

Ist die Gürtelrose in einem frühen Stadium und die Haut noch nicht gerötet, ist es allerdings schwierig, die Viruskrankheit eindeutig auszumachen. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass Ärzte Fehldiagnosen stellen. Tut Ihnen zum Beispiel die Brust weh, liegt der Verdacht nahe, dass die Beschwerden vom Herz ausgehen.

In Ihrem Blut schwimmen Antikörper gegen die Viren

Es gibt verschiedene Labortests, um das Virus nachzuweisen. Üblich sind vor allem drei Methoden: Ihre Ärztin nimmt Ihnen Blut ab und schickt die Probe ins Labor. Dort bestimmen Laboranten die Anzahl der Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus, die sich in Ihrer Blutprobe finden lassen. Ist ihre Menge hoch, ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie eine Gürtelrose haben: Ihr Immunsystem versucht gerade, den Erreger in Schach zu halten.

Ihre Ärztin kann aber auch einen Abstrich von Ihren frischen Bläschen machen, den Laboranten dann auf eine Zellkultur übertragen. Lassen sich darin die Viren heranzüchten, ist der Beweis erbracht: Sie haben eine Gürtelrose.

Mit dem dritten Verfahren können Spezialisten den Windpockenerreger direkt in einem Abstrich aufspüren. Dabei wenden sie die sogenannte PCR-Methode (Polymerase-Ketten-Reaktion) an, mit deren Hilfe sich kurze Schnipsel des Erbguts vervielfältigen lassen. Dadurch reichen selbst kleinste Mengen der Viren aus, um den Erreger nachzuweisen. Die PCR-Methode gilt heute als das sicherste Verfahren - sie erkennt die Krankheit zu 94 Prozent. Im Vergleich dazu ist es aufwendig und mühsam, die Viren in einer Zellkultur anzuzüchten. Laboranten gelingt das nur bei jedem fünften Abstrich von Herpes-Zoster-Bläschen.

Erkennt Ihr Hautarzt die Gürtelrose auf den ersten Blick, ist ein Labortest überflüssig. Ist Ihr Immunsystem aber geschwächt oder haben Sie starke Ekzeme auf der Haut, sind die Krankheitszeichen nicht eindeutig. Auch bei Schwangeren oder Neugeborenen, die noch an einer weiteren Viruskrankheit leiden, können sich uncharakteristische Symptome zeigen. In solchen Fällen sollte Ihr Arzt unbedingt einen Test machen, um alle Zweifel auszuräumen und seine Diagnose abzusichern.

Therapie

Bei jungen Menschen, die eine Gürtelrose am Rumpf, an den Händen oder Beinen haben, heilt die Viruskrankheit meist ohne größere Probleme aus. Eine Gürtelrose am Kopf kann allerdings in jedem Alter gefährlich werden.

Damit die wunde Hautstelle sich nicht weiter entzündet und weniger wehtut, wird Ihnen Ihre Ärztin ein paar Arzneien verordnen, die Sie auf die Haut auftragen können. Auch juckreizstillende Lotionen können helfen. Stehen Sie am Anfang der Krankheit, und der Hautausschlag bildet sich gerade erst, helfen feuchte Umschläge. Blühen die Bläschen schon, trocknet eine sogenannte Zinkoxid-Schüttelmixtur sie aus. Krustenlösende Mittel lassen die verletzte Haut schneller abheilen. Außerdem wird Ihnen Ihre Ärztin Schmerzmittel verschreiben, etwa Paracetamol.

Virushemmer lindern das Leid

Menschen ab dem 50. Lebensjahr trifft eine Gürtelrose manchmal doppelt schwer. Die Nervenschmerzen sind dann so heftig, dass es Sie wochenlang aus der Bahn wirft und Sie sich von kleinsten Kleinigkeiten überfordert fühlen. Ärzte sollten Ihnen dann virushemmende (antivirale) Mittel verschreiben. Denn diese sogenannten Virustatika verhindern, dass sich der Zostererreger in Ihrem Körper immer weiter vermehrt. Außerdem halten diese Medikamente auch die Schäden und Schmerzen in Grenzen, die das Virus in Ihren Nervenzellen anrichtet.

Aber auch in anderen Fällen sind Virustatika die Mittel der Wahl - ganz gleich, wie alt Sie sind: Wenn Sie zum Beispiel eine Gürtelrose an Ihrem Kopf oder Ihrem Hals haben, Ihr Immunsystem durch Aids geschwächt ist oder Sie unter schweren Ekzemen auf Ihrer Haut leiden.

Generell gilt: Es muss schnell gehen

Gehen Sie schon bei den kleinsten Anzeichen auf Gürtelrose zum Arzt. Warten Sie nicht ab, weil Sie sich nicht ganz sicher sind. Denn jeder Tag, den Sie verstreichen lassen, ist ein verlorener Tag für eine rechtzeitige Behandlung. Auch die Antivirusmittel sollten Sie so früh wie möglich nehmen. Am besten innerhalb von 24 bis 72 Stunden, nachdem die Bläschen aufgebrochen sind. Nur dann schlägt die Therapie gut an.

Am besten aufgehoben sind Sie im Krankenhaus, denn hier kann Ihnen der Arzt mehrmals täglich eine Infusion mit dem Virustatikum Aciclovir verabreichen. Außerdem sollte der Arzt täglich Ihre Haut kontrollieren - zumindest so lange noch Bläschen auftreten und die Gefahr besteht, dass sich die wunde Stelle weiter entzündet. Nach sieben Tagen ist die Behandlung meist abgeschlossen.

Ganz selten wird Ihr Arzt die Therapie noch nach 72 Stunden beginnen: Wenn Sie zum Beispiel an Aids leiden, wenn der Zostererreger auch Ihre inneren Organe, Ihr Ohr oder Auge entzündet hat.

Vorbeugung: Impfen

Mittlerweile gibt es hochwirksame Impfstoffe gegen die Gürtelrose. Für Menschen über 60 wird die Impfung sogar empfohlen. 

Expertenrat

Hautärztin Mirjana Ziemer antwortet

Was macht es für Hautärzte so schwer, eine Gürtelrose zu identifizieren?

Zum einen kann man die Krankheit vor allem im frühen Stadium leicht verkennen, weil am Anfang oft noch keine Bläschen sichtbar sind. Besonders schwierig kann die Diagnose zu stellen sein, wenn ausschließlich die Mundschleimhaut, das Innenohr oder das Auge betroffen sind.

Woran merke ich, ob meine Augen betroffen sind oder nicht?

Eindeutig diagnostizieren kann das nur ein Augenarzt. Es gibt aber ein paar typische Hinweise. Zum Beispiel hat man neben starken Schmerzen ein Fremdkörpergefühl im Auge, weil bei einer Infektion die Hornhaut des Auges in der Regel mit betroffen ist. Zudem kommt es meist zu einer Lidschwellung. Erhärtet sich der Verdacht, sollten Sie oder Ihr Arzt unbedingt einen Augenarzt einschalten. Er kann mit Hilfe seiner Geräte eindeutig erkennen, ob die Augenstrukturen mit betroffen sind oder nicht.

Kann ich eine Gürtelrose in den Augen auch ambulant weiter behandeln lassen?

Nein, solche problematischen oder schweren Formen von Gürtelrose lassen sich nicht mehr gut ambulant behandeln. Unter anderem deshalb, weil die erforderlichen Medikamente intravenös und über mehrere Stunden verabreicht werden müssen. Das ist nur im Krankenhaus möglich.

Cornelia Stolze

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