Obstbaum schneiden

Obstbaumschnitt

Wer seinen Obstbaum schneiden will, verfolgt damit immer einen Zweck: im Herbst viel Obst ernten zu können! Damit dieses Ziel erreicht werden kann, sollten Sie beim Obstbaumschnitt einige Punkte beachten – über den Erfolg der Obstbaumpflege entscheiden vor allem das Wann und das Wie!

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Der regelmäßige Obstbaumschnitt dient in erster Linie nicht der Optik im Garten oder dem nachbarschaftlichen Frieden, der Rückschnitt dient vor allem der Vitalerhaltung Ihrer Obstbäume! Nur wer rechtzeitig zur Astschere greift und seine Obstbäume beschneidet, legt die Grundlage für kräftiges Wachstum, üppige Blütenbildung und reiche Ernte im Obstgarten. Mit den wichtigsten Tipps zur Obstbaumpflege können auch Sie Ihre Obstbäume schneiden!

In welcher Jahreszeit schneidet man Obstbäume?

Wann ist eigentlich der beste Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt? Denn man will mit dem Eingriff in die Baumkrone den Obstbaum ja stärken und nicht unnötig schwächen. Die wichtigste Frage zum richtigen Obstbaumschnitt lautet also: Wann sollte ich meine Obstbäume schneiden?

Die klassische Zeit für den starken Rückschnitt ist der Winter – von November bis März sollten Sie Ihre Obstbäume zurückgeschnitten und ausgelichtet haben. Viele Gärtner erledigen die Arbeiten schon im „alten Jahr“ – gemacht ist gemacht. Aber eigentlich ist der Monatswechel Februar / März der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt: Der Obstbaum befindet sich dann noch in der sogenannten Saftruhe, aber die Vegetationsphase steht kurz bevor. Die dann aufsteigenden Baumsäfte helfen dem Gehölz bei der Heilung der durch den Rückschnitt geschlagenen Wunden im Holz.
Praxistipp: Führen Sie die Baumschnitt-Arbeiten nur an einem trockenen Tag in frostfreien Phasen (mehrere milde Tage hintereinander) durch, um den Baum nicht zusätzlich zu schwächen! Bei Temperaturen unter -5 °C ist der Rückschnitt von Obstbäumen absolut tabu!

Übrigens: Ein späterer Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt ist nicht günstig, da das seit Jahren milder werdende Klima einen frühen Neuaustrieb begünstigt, der späte Rückschnitt (wenn der Baum bereits wieder austreibt) hingegen würde das Wachstum des Obstbaumes verzögern, was letztlich die Ernte schmälert.

Wann Obstbäume schneiden im Frühjahr?

Wer bis zum kalendarischen Frühlingsanfang wartet, um seine Obstbäume zu beschneiden, kommt zu spät! Dann befinden sich die Gehölze schon mitten in der Wachstumsphase, haben meist sogar schon Blüten gebildet. Jetzt sollte kein Rückschnitt mehr erfolgen.

Praxistipp: Wer den idealen Zeitpunkt für den Winterschnitt seiner Obstbäume verpasst hat, kann nach der Obstbaumblüte noch zur Schere greifen, um die Krone auszulichten. Jetzt sieht man gut, welche Zweige viele Blüten tragen und damit eine reiche Ernte versprechen!

Sommerschnitt: 5 Gründe, Obstbäume im Sommer zu schneiden!

Ihre Obstbäume schneiden Sie für gewöhnlich im Winter? Das sollten Sie auch weiterhin tun! Ein weiterer Schnitt im Sommer hat allerdings nur Vorteile für den Baum und das Obst. Der Winterschnitt fördert die Wuchskraft des Baums. Doch was, wenn man das gar nicht will?

Die Wuchskraft auszubremsen, indem man den Baumschnitt im Winter komplett weglässt, ist keine gute Idee: Der Baum wächst komplett aus der Form und die Früchte fallen mickrig aus. Die Lösung: der Sommerschnitt! Sobald das Triebwachstum im August abgeschlossen ist, setzen Sie die Baumschere an und kappen alle unerwünschten Triebe. Das hat gleich mehrere Vorteile:

  1. Weniger Wuchskraft: Starkwüchsige oder schnellwachsende Bäume muss man manchmal bremsen. Durch den Sommerschnitt fallen die jungen Triebe im Folgejahr kürzer aus.
  2. Schöner Schnitt: Bei einem kahlen Baum ist Fantasie gefragt, wenn man die Baumschere ansetzt. Bei einem voll belaubten Baum lässt es sich leichter entscheiden, welcher Ast entfernt werden muss und welcher stehen bleiben sollte.
  3. Gesunde Triebe: Die Triebe, die stehen bleiben, entwickeln sich besser und werden gesünder.
  4. Gesunde Früchte: Die Früchte bekommen mehr Sonne ab und werden gesünder.
  5. Schnelle Wundheilung: Im Sommer verschließt der Baum Wunden schneller, sodass Pilze, Viren und Bakterien keine Angriffsfläche haben.

Wichtig: Der Sommerschnitt soll den Winterschnitt nicht ersetzen! Verzichten Sie bei starker Hitze und Trockenheit lieber ganz auf den Sommerschnitt, sonst kann der Baum Schaden nehmen!

Wann Obstbäume schneiden im Herbst?

Im Herbst ist Erntezeit. Danach können Sie noch leichtere Pflegeschnitte in der Baumkrone erledigen – etwa abgeknickte oder von Schädlingen befallene Zweige auslichten. Auch hängen gebliebene Fruchtmumien sollten Sie im Herbst herausschneiden, ehe sich Krankheitserreger verbreiten.
Der Herbst-Rückschnitt ist der vorsichtigste im Jahr: Schließlich muss der Obstbaum sich vor Wintereinbruch noch erholen können.

Wann Obstbäume schneiden nach Mondkalender?

Wenn Sie Ihren Obstgarten besonders ökologisch bewirtschaften und die Kraft des Mondes nutzen wollen, sollten Sie den richtigen Schnitt an den kraftspendenden bzw. safthemmenden Mondzyklen ausrichten. Doch in welcher Mondphase sollte ich den Obstbaum schneiden? Für die allermeisten Baumschnitt-Arbeiten im Garten empfiehlt es sich, auf Mondphasen mit abnehmendem Mond (zwischen Zwilling und Schütze) zu warten. Bei zunehmendem Mond verliert der Baum zu viel Saft, was die Fruchtbildung beeinträchtigt. Mehr Infos zum Gärtnern nach dem Mondkalender finden Sie in diesem Beitrag:

Bis wann darf man Obstbäume schneiden?

Das kommt drauf an, was man unter „dürfen“ versteht.

  • Um einem gesunden Baum ideale Wachstumsvoraussetzungen zu bieten, sollte der Rückschnitt im März erledigt sein.
  • Kleinere korrigierende Eingriffe in die Baumkrone (s. o.) verträgt der Obstbaum in der Regel auch ohne Schwäche zu zeigen.
  • Rechtlich betrachtet ist nach § 39 Bundesnaturschutzgesetz zwischen dem 01. März und dem 20. September jeglicher Eingriff in Form von Schnitt und Pflege untersagt.

Doch für dieses generelle Verbot, das in erster Linie Vögel während der Brutpflege schützen soll gibt es für den Obstbaum-Rückschnitt im eigenen Garten praxisnahe Ausnahmen:

Warum Obstbäume schneiden?

Eine Frage gilt es noch zu klären: Warum sollte man überhaupt den Obstbaum beschneiden? In der Natur werden Wildobstbäume doch auch nicht zurückgeschnitten und tragen jedes Jahr Früchte! Doch in der Natur kommt es auch nicht auf den Ertrag an, im eigenen Obstgarten freut man sich schon über eine reiche Ernte.

Diese Obstbäume brauchen einen Partner
So viele Äpfel können Sie mit dem richtigen Obstbaumschnitt ernten.

Deshalb entfernt man beim Obstbaumschnitt neben Totholz auch über die Jahre blühfaul gewordenes Holz: Denn ein Trieb ohne Blüten setzt auch keine Früchte an! Wer also regelmäßig alte Zweige aus dem Obstbaum schneidet, fördert die Fruchtbildung und wird mit einer besseren Ernte belohnt. Auch von Krankheitserregern (Pilzen, Schorf, Flechten, Läusen) befallene Zweige gehören ausgelichtet. So dient der regelmäßige Schnitt der Gesunderhaltung der Kulturpflanze!

Wann jungen Obstbaum schneiden?

Neue Obstbäume aus der Baumschule haben bereits ihre ersten Erziehungsschnitte hinter sich, wenn Sie die jungen Bäume bei sich in den Garten pflanzen. Bei Rundkronenbäumen dauert die Ausbildung der idealen Kronenform länger als bei Spalier-, Säulen- oder Spindelbäumen. Hier müssen Sie bis ins siebte Jahr mit der Schere eingreifen, bis sich der Leittrieb und die kräftigen Seitentriebe ausreichend entwickelt haben.

Wann alten Obstbaum schneiden?

Alte Obstbäume zeigen wieder jugendliches Wachstum, wenn sie im Winter (bis März) kräftig bis auf wenige größere Äste zurückgeschnitten werden. Aus den radikal gekürzten Ästen treiben dann auch ältere Obstbäume wieder aus. Der starke Neuaustrieb ist in der Regel wieder fruchttragend. Jetzt gilt es in den Folgejahren durch kluge Erhaltungsschnitte das Fruchtholz zu fördern.

Wie schneidet man Obstbäume richtig zurück?

Wie also schneidet man Obstbäume? Im ersten Arbeitsgang entfernen Sie alle anderen Äste, die dem Baum schaden:

  • Abgestorbenes Totholz
  • von Krankheiten oder Schädlingen befallene Äste
  • steil nach oben wachsende Wasserschosse
  • aber auch über die Jahre blühfaul gewordene Triebe
  • Entfernen Sie auch nach innen wachsende Äste: Sie behindern die Luftzirkulation in der Baumkrone und begünstigen damit Pilzerkrankungen

Faustformel: Wenn Sie bequem auf der Leiter arbeiten können, ist die Krone ausreichend Licht! Ist die Krone des Obstbaums schon derart ausgelichtet, ist das Gros der alljährlichen Obstbaumpflege schon getan. Die Skizze zeigt Ihnen, welche Äste geschnitten werden müssen:

Baum schneiden
Foto: Thomas Heß

Ob Strauch oder Baum – Gehölze haben alle die gleichen Problemzonen (s. Skizze): Eine „Doppelkrone“, d. h. die Triebe wachsen parallel zum Hauptstamm (1); sich kreuzende oder reibende Äste (2); parallel wachsende Äste (3); offensichtlich Abgestorbenes (4); Wassertriebe (5); bodennahe Äste, an denen man sich leicht stoßen kann (6); Schößlinge aus dem Boden oder der Stammbasis (7). Achtung, Nadelgehölze treiben nicht wieder aus, wenn man sie bis ins unbenadelte Holz schneidet. Einzige Ausnahme sind die schnittverträglichen Eiben.

Mehr Informationen, welche Äste man beim Obstbaumschnitt entfernen sollte, hält die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung bereit:

Womit Obstbäume beschneiden?

Welches Werkzeug Sie verwenden – ob Gartenschere, Amboss-Schere, Bypass-Schere, Astschere mit Teleskopstiel, Baumsäge oder Hochentaster – ist Ihnen überlassen. Wichtig ist, dass die Schneiden und Klingen der Baumschnittwerkzeuge sauber und scharf sind. Stumpfe Klingen quetschen die Triebe statt sie zu schneiden – die Zweige werden dabei unnötig verletzt (erkennbar an rissigen, splittrigen, unsauberen Schnittkanten).

Praxistipp: Desinfizieren Sie die verwendeten Werkzeuge nach jedem Obstbaum! An den Schneiden bleiben sonst Krankheitserreger haften, die Sie von einem Baum in den nächsten tragen würden. Das richtige Werkzeug ist keimfrei!

Was kostet es, den Obstbaum schneiden zu lassen?

Wenn Sie einen Gärtner mit dem Obstbaumschnitt beauftragen, berechnet dieser meist einen Stundensatz von 35-45 Euro. Die üblichen Zusatzkosten, die Handwerker berechnen (Rüstzeit, Anfahrt, Werkzeugpauschale, …), kommen noch hinzu. Auch der Abtransport und die Entsorgung des zurückgeschnittenen organischen Materials durch den Fachmann ist mit Extra-Kosten verbunden, wenn Sie den Grünschnitt nicht selbst verwerten.

Wohin mit dem Baumschnitt?

Je nach eigenem Baumbestand fällt im Garten schon einiges an Baumschnitt an. Weiches Material kann unter den Kompost gehoben werden, mittlere Zweige können Sie zu Totholz-Hecken aufschichten (ein artgerechter Unterschlupf für viele Gartentiere!), aus dicken Ästen wird Brennholz geschlagen.

Wichtig: Rückschnitt, der mit Krankheitserregern belastet ist (Pilze, Fruchtmumien, fauliges Holz, …) sollte verbrannt oder über die Restmülltonne entsorgt werden.

Obstbaum schützen

Viele Schädlinge überwintern als Eier an den Trieben und Blättern der Obstgehölze. Deshalb kann es im Frühjahr helfen, die Bäume abzubürsten und ungebetene Gäste so zu entfernen. Bei starkem Befall sind spezielle Mittel ratsam. Wenn Hausmittel nicht wirken, sollte man den Baum mit Pflanzenschutzpräparaten retten.

Zeichnung: Thomas Heß

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