Einer von vier Menschen stirbt an den Folgen

Durch Thrombose in Lebensgefahr! Deshalb sollten Sie meine Geschichte kennen

Pille und Rauchen: Lebensgefährlich! RTL-Redakteurin bekam Thrombose
01:30 min
RTL-Redakteurin bekam Thrombose
Pille und Rauchen: Lebensgefährlich!

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von Rachel Kapuja

Am 13. Oktober ist Welt-Thrombose-Tag – und ich freue mich, heute noch meine ganz persönliche Geschichte dazu erzählen zu können. Denn hätte ich im Sommer 2013 nicht unglaubliches Glück gehabt, könnte ich das nicht mehr tun.

Einer von vier Todesfällen weltweit ist die Folge einer Thrombose, also einem Blutgerinnsel innerhalb der Gefäße. Oft werden die Symptome nicht oder nicht schnell genug erkannt. Auch bei mir wäre es damals fast zu spät gewesen.

„Das wird mir schon nicht passieren“? – leider doch!

„Schlimme Sache – aber das wird mir schon nicht passieren“ – ganz ehrlich: Wie oft haben Sie sich das schon gedacht? Auch bei mir war es mit Mitte 20 nicht anders. Von der Gefahr einer Thrombose durch die Pille hatte ich zwar schon mal gehört, sie aber nicht auf mich bezogen. Ich war jung, schlank, fit – was sollte schon schiefgehen?

Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, wäre es vielleicht anders gekommen. Und vor allem hätte ich das Rauchen schon viel früher aufgegeben, denn das erhöht in Kombination mit der Pille das Thromboserisiko um das Dreifache. So musste ich aber erst eine potenziell lebensbedrohliche Krankheit und anschließend eine monatelange Leidensgeschichte durchstehen. Denn nicht nur ich konnte meine Symptome nicht richtig einordnen, auch mehrere Ärztinnen und Ärzte erkannten den Ernst der Lage nicht. „ Ischias-Probleme“, hieß es lediglich.

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Lungenembolie: Mehr Tote als durch Verkehrsunfälle

Bei einer Thrombose gerinnt das Blut innerhalb der Gefäße und bildet einen oder mehrere Klumpen. Diese verstopfen das Gefäß, am häufigsten Venen in Beinen und Becken. Werden die Klumpen mit dem Blutstrom in Richtung Lunge geschwemmt, droht im schlimmsten Fall eine Lungenembolie. Geschätzt 40.000 Menschen sterben laut der Deutschen Gesellschaft für Angiologie allein in Deutschland jedes Jahr an den Folgen dieser Erkrankung - das sind mehr als durch Verkehrsunfälle, Aids, Prostata- und Brustkrebs zusammen.

Dass es bei mir nicht so weit kam und ich heute fast unbeschwert leben kann, grenzt an ein Wunder. Denn als die Thrombose endlich im Krankenhaus diagnostiziert wurde, war mein gesamtes linkes Bein voller Blutgerinnsel, die Beckenvene bereits verschlossen - der Weg zur Lunge: gefährlich kurz.

Und das, obwohl viele meiner Beschwerden schon früh auf eine Thrombose hindeuteten: immer stärker werdende Schmerzen, Überwärmung und Schwellung des Beins, Schweregefühl. Welche Symptome noch Anzeichen für Blutgerinnsel sein können und welche Menschen besonders gefährdet dafür sind, lesen Sie hier.

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Ich musste wieder „laufen lernen“ - über Monate

Werfe ich Ärztinnen und Ärzten also generell vor, eine Thrombose nicht schnell und sicher diagnostizieren zu können? Auf keinen Fall. Meine persönliche Geschichte hat mir allerdings gezeigt, was auch das Aktionsbündnis hinter dem Welt-Thrombose-Tag zu bedenken gibt: Das öffentliche Bewusstsein über die Erkrankung ist noch lange nicht da, wo es sein müsste, und viele Todesfälle könnten vermieden werden. Deshalb hören Sie genau hin, was Ihr Körper Ihnen für Zeichen gibt – und bleiben Sie zur Not hartnäckig. Möglichkeiten, eine Thrombose zu diagnostizieren oder auszuschließen, sind beispielsweise eine Ultraschall-Untersuchung oder ein sogenannter D-Dimer-Test des Blutes.

Ich musste damals über ein gutes Dreivierteljahr hinweg wieder „laufen lernen“: Jeder Meter mehr war ein kleiner Erfolg, ich musste ständig mein Bein hochlagern, weil das Blut nicht schnell genug nach oben zurückgepumpt wurde. Die Schmerzen begleiteten mich noch lange. Dazu Spritzen und Tabletten mit Gerinnungshemmern, enge Kompressionsstrumpfhosen, unzählige Kontrollen beim Arzt und vor allem die Angst, nie wieder richtig gesund zu werden.

Heute komme ich zwar nach wie vor schneller als andere aus der Puste und trage zur Unterstützung meiner durch die Thrombose geschädigten Venen ständig einen Kompressionsstrumpf. Der ist nicht unbedingt sexy, aber er erinnert mich täglich daran: Ich habe verdammt viel Glück gehabt. Glück, das einer von vier Menschen weltweit nicht hat.