Fair Fashion für Kids
Nachhaltige Kindermode ohne Schadstoffe: Das bedeuten die Label und Siegel
von Mireilla Zirpins
Schadstoffe auf empfindlicher Baby- und Kinderhaut vermeiden
Nicht nur, wer Wert auf einen ökologischen Lebensstil legt, schaut auch bei Kinderkleidung genau hin. Denn neben dem Nachhaltigkeitsaspekt ist vielen Eltern bei der Kleidung wichtig, dass sie keine Schadstoffe enthält. Schließlich ist die Haut von Babys und Kleinkindern besonders empfindlich. Das Problem: Es gibt kein offizielles Gütesiegel oder gesetzliche Verordnungen. Verschiedene Siegel stehen für unterschiedliche Standards – das kann für Verwirrung sorgen. Das steckt hinter den Siegeln!
Video: Siegel für nachhaltige Mode - wie fair ist die Kleidung wirklich
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Viele verschiedene Siegel und Label für viele verschiedene Dinge
33 verschiedene Güte-Siegel allein für Textilien listet die Website siegelklarheit.de, eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Bundesregierung. Bewertet sind sie dort noch nicht alle, aber wir können nachsehen, wer dahintersteckt. Die Kriterien sind:
- Glaubwürdigkeit
- Umweltfreundlichkeit
- Sozialverträglichkeit
Wie unterschiedlich die Messlatten sind, die die Organisationen selbst für die Vergabe der Siegel anlegen, zeigen die folgenden Beispiele:
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Oeko-Tex Standard 100 vs. Oeko-Tex Standard Green
Den OEKO-TEX® Standard 100 finden Sie an vielen Textilien. Das Label bürgt dafür, dass Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Kindermode von der „Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung“ auf Schadstoffrückstände untersucht wurden. Eltern können davon ausgehen, dass die Textilien für Kinderhaut unbedenklich sind. Greenpeace moniert aber, dass lediglich Schadstoffrückstände geprüft werden – Herstellerbedingungen werden außer Acht gelassen. Greenpeace vergab 2018 im Siegel-Check nur einen Stern. Die Verbraucherzentrale Hamburg urteilt in einer Broschüre: „ziemlich überflüssig“.
Drei Sterne von Greenpeace bekam hingegen das Siegel OEKO-TEX® MADE IN GREEN, das über den Standard 100 hinaus die gesamte Produktionskette transparent machen will. Den Prüfern sind faire Arbeitszeiten und Löhne sowie der Arbeitsschutz wichtig. Kinderarbeit ist ein No-Go. Ein biologischer Anbau für Fasern wie Baumwolle wird jedoch nicht verlangt.
IVN Best
Bei Greenpeace ebenfalls mit drei Sternen bewertet: Das Siegel IVN Best. Mit ihm will der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der International Labour Organisation (ILO) bestätigen, also: keine Zwangs- oder Kinderarbeit, keine Diskriminierung im Job sowie das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektiv-Verhandlungen, allerdings erst ab der Weiterverarbeitung der Fasern. Man darf davon ausgehen, dass die Arbeitskräfte Mindestlöhne erhalten. Die Textilien dürfen ausschließlich aus ökologisch zertifizierten Naturfasern bestehen.
GOTS: Nachhaltige Kindermode unter strengen ökologischen Kriterien
Drei Greenpeace-Sterne auch für das GOTS-Siegel (der Global Organic Textile Standard). Es zählt zu den am weitesten verbreiteten Siegeln. Vergeben wird es unter strengen ökologischen Kriterien: Gelabelte Produkte müssen zu mindestens 90 Prozent aus Naturfasern bestehen, die zu 70 Prozent biologisch erzeugt wurden. Steht kein Prozentsatz drauf, sondern nur „Organic“, darf man davon ausgehen, dass der Anteil über 95 Prozent liegt. Hersteller der Kleidung werden dazu auf Sozialstandards wie Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung geprüft, allerdings liegt die Messlatte nicht so hoch wie bei IVN Best.
Fairtrade Cotton
Das blaugrüne Siegel auf schwarzem Grund haben Sie vermutlich auch schon häufiger gesehen. Es prangt auf Textilien, deren Rohbaumwolle fair angebaut und gehandelt wurde. Die Bauern erhalten einen Mindestpreis, damit sie nachhaltig produzieren können. Zudem werden Gemeinschaftsprojekte unterstützt.
Allerdings ist der Biobaumwollanbau nicht Pflicht. Dafür gelten bei den Arbeits- und Sozialbedingungen höhere Standards als die der International Labour Organisation. Greenpeace hat es nicht bewertet, die Verbraucherzentrale Hamburg findet das Siegel im Bereich Soziales fair, sieht aber bei den Umweltaspekten Luft nach oben .
Bio-Kollektionen: Das steckt hinter dem Versprechen
Die Siegel und Label geben verlässliche Informationen über Herstellung, Schadstoffe oder Material. Aber es gibt auch nachhaltige Kindermode in den Bio-Kollektionen der Hersteller, etwa von großen Ketten wie H&M, C&A oder Vertbaudet, die mit eigenen Siegeln arbeiten. Das macht die Vergleichbarkeit noch schwieriger.
Unsere Tipps:
- Suchen Sie am besten zunächst nach Secondhand-Kleidung. So entsteht weniger Müll und Sie haben weniger Sorgen, dass die Kinder in der Kita was bekleckern.
- Prüfen Sie selbst das Material und den Ursprung des Produkts anhand von Siegeln oder mitgelieferten Infos und bewerten Sie selbst danach, was Ihnen am wichtigsten ist.
- Flicken und andere Reparaturen machen getragene Teile von älteren Kids wieder salonfähig.
- Verkaufen oder verschenken Sie Kleidung, die Ihren Kids nicht mehr passt oder gefällt.