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Der Großteil der Betroffenen stirbt

Plötzlich blieb sein Herz stehen! Pius Gremminger (83) überlebt - dank „Mobile Retter“

Dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Mobilen Retter überlebt Pius Gremminger einen Herz-Kreislauf-Stillstand - der Großteil der Betroffenen stirbt.
Dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Mobilen Retter überlebt Pius Gremminger einen Herz-Kreislauf-Stillstand - der Großteil der Betroffenen stirbt.
Mobile Retter e. V., Mobile Retter e. V., Mobile Retter e. V.
von Svenja Hoffmann

Jede Sekunde zählt!

Jährlich erleiden rund 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Nur ein Bruchteil davon überlebt. Der Grund: Wiederbelebungsmaßnahmen werden oft erst zu spät eingeleitet. Ändern soll das ein Netzwerk aus qualifizierten Ersthelfern, die noch schneller als der Rettungswagen beim Betroffenen sind. Wie gut dieses System funktioniert, zeigt der Fall des 83-jährigen Pius Gremminger.

Einer von zehn Prozent - nur ein Bruchteil überlebt

Ein Sonntagnachmittag Anfang Juli: Pius Gremminger (83) ist in einer Gaststätte zum Essen verabredet. Urplötzlich wird ihm schlecht, er bekommt Schweißausbrüche, das berichtet der Rentner im Gespräch mit RTL. An mehr kann er sich nicht erinnern. Und das hat einen guten Grund. Wirtin Tanja Bechtold erzählt den Ersthelfern im Nachhinein: „Er sprach mich an, weil er sich nicht wohl fühlte.“ Sie habe ihn daher zur Toilette begleitet. An Herzprobleme denkt im ersten Moment niemand. Doch plötzlich sackt der 83-Jährige zusammen, er verliert das Bewusstsein.

Pius Gremminger erlitt an jenem Sonntag einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Dass er den überlebt, verdankt er nicht zuletzt den Ersthelfern der Mobilen Retter: „Man kann sich darauf verlassen, dass jederzeit jemand erreichbar ist.“

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Wer sind die Mobilen Retter?

Die Mobilen Retter sind ehrenamtliche qualifizierte Ersthelfer. Die Idee entstand 2013, erzählt Dennis Brüntje, Geschäftsführung Mobile Retter e.V., im RTL-Interview: „Prof. Ralf Stroop, leitender Notarzt im Kreis Gütersloh, hat die Erfahrung gemacht, dass eine Person in seiner Nachbarschaft in Not war. Der Rettungsdienst fuhr vor und er hat sich überlegt: ‘Hätte ich gewusst, dass die Dame in Not ist, hätte ich doch helfen können, ich bin doch qualifiziert.’“

Die Lösung habe auf der Hand gelegen: „Was haben wir heutzutage alle dabei? Das Smartphone!“ Gemeinsam mit der Kreisverwaltung im Kreis Gütersloh habe man also die Smartphone basierte Ersthelferalarmierung ins Rollen gebracht. Seit 2018 seien die Mobilen Retter „online“.

Und seither überbrücken sie lebenswichtige Minuten. Denn: Im Durchschnitt dauere es viereinhalb Minuten, bis ein Mobiler Retter beim Patienten ist. Im Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt brauche der Rettungswagen rund neun Minuten. „Das Projekt setzt eben da an, bei der Verkürzung des therapiefreien Intervalls, bis der Rettungsdienst eintrifft.“

Der zeitkritischste aller Notfälle

Und warum genau dieser Intervall so wichtig ist, weiß Dr. Harald Genzwürker. Er ist nicht nur Projektkoordinator bei den Mobilen Rettern, sondern auch leitender Notarzt im Neckar-Odenwald-Kreis und Anästhesist. Er erklärt: „Der Herz-Kreislauf-Stillstand ist tatsächlich der zeitkritischste aller Notfälle.“ In dem Moment, wo das Herz steht, finde keine Durchblutung mehr im Gehirn statt. „Ohne Durchblutung fangen nach drei bis fünf Minuten die ersten unwiederbringlichen Schäden an.“ Deswegen sei es so entscheidend, dass so früh wie möglich mit der Herzdruckmassage begonnen wird.

Meldeweg geht über die Rettungsleitstelle

Aber woher weiß ein Ehrenamtlicher, dass jemand in seiner Nähe Hilfe braucht? „Der Meldeweg geht über die Rettungsleitstelle, die 112“, erklärt der Geschäftsführer. Automatisiert und parallel zum Rettungsdienst werden die qualifizierten Ersthelfer alarmiert – ganz einfach per Pushbenachrichtung über das Smartphone. Per GPS-Ortung wisse man jederzeit, wo sich gerade mobile Retter aufhalten, die im Notfall eingreifen könnten – „Im Sinne einer aktiven Nachbarschaftshilfe.“

Gut zu wissen: „Bei den Ersthelfern der Mobilen Retter setzen wir ausschließlich auf qualifiziertes Personal“, erklärt Dennis Brüntje. Heißt: Mobiler Retter kann werden, wer medizinisch qualifiziert ist oder über die entsprechende Einsatzerfahrung verfügt. Dazu gehören beispielsweise: Feuerwehrleute, Klinikmitarbeiter, Pflegekräfte. „Es geht um Leben und Tod, da ist unser besonderes Anliegen, dass die Personen damit umgehen können.“

Im Video: Was tun bei Herzstillstand?

Wichtiger Appell an alle Laien: Verschlimmern geht nicht!

Doch auch wenn durch den Einsatz von ehrenamtlichen Ersthelfern mittlerweile rund 10.000 Menschenleben pro Jahr gerettet werden können, wird beherztes Eingreifen durch Passanten keinesfalls überflüssig. Ganz im Gegenteil! Daher hat Dr. Genzwürker einen wichtigen Appell an alle, die jemals bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Erste Hilfe leisten müssen:

„Der einzige Fehler, den man in so einer Situation machen kann, ist nichts zu tun.“ Allein den Notruf unter 112 abzusetzen, sei ein wichtiger Schritt. Noch besser sei es natürlich, mit der Herzdruckmassage zu beginnen – damit könne die Überlebenschance verdoppelt, wenn nicht sogar verdreifacht werden. Der Notarzt fügt hinzu: „Die Person, die da liegt, gilt als klinisch tot. Und wenn jemand tot ist, was soll man denn da noch schlimmer machen?“

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