"Eiskeller"-Mord an Hanna (†23) aus Aschau im Chiemgau

Mutter des mutmaßlichen Mörders (21) verpfeift ihren Sohn unfreiwillig bei der Polizei

12.10.2023, Bayern, Traunstein: Der Angeklagte (l) und sein Anwalt Harald Baumgärtl betreten den Sitzungssaal im Landgericht Traunstein. Der Angeklagte soll im Oktober 2022 eine 23-Jährige auf dem Heimweg von der Diskothek «Eiskeller» in Aschau im Ch
Der Angeklagte (l) und sein Anwalt Harald Baumgärtl betreten den Sitzungssaal im Landgericht Traunstein.
ule kde, dpa, Uwe Lein

von Andreas Merkel und Konrad Rampelt

ER soll Medizin-Studentin Hanna aus „sexuell motivierten Gründen“ getötet haben.

Doch vor dem Landgericht Traunstein schweigt der Tatverdächtige (21) aus Aschau im Chiemgau. Dabei ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, dass er Hanna angegriffen und in einen Bach geworfen hat. Seine eigene Mutter hatte die Ermittler erst auf seine Fährte gebracht.

Hanna aus Aschau im Chiemgau verschwand nach einem Besuch in der Disco "Eiskeller", ihre Leiche wurde später von einem Passanten im Fluss Prien entdeckt.
Hanna aus Aschau im Chiemgau verschwand nach einem Besuch in der Disco "Eiskeller", ihre Leiche wurde später von einem Passanten im Fluss Prien entdeckt.
Facebook/rathausaschauimchiemgau

Prozess um Mord an Hanna W. gestartet

Die Staatsanwältin Traunstein ist sich sicher, dass der 21-jährige Azubi Hanna auf dem Heimweg von ihrem Stammclub „Eiskeller“ getötet hat. Die 23-Jährige Medizin-Studentin, die in den Semesterferien daheim bei ihrer Familie war, war damals nicht vom Feiern zurückgekommen.

Rund sechs Wochen nach der Tat vor genau einem Jahr wurde der Mann unter Tatverdacht festgenommen. Die Polizei hatte zuvor nach einem Jogger gesucht, den anderen Zeugen in der Nacht in der Nähe des Tatortes gesehen hatten.

Irre: Der entscheidende Hinweis kam von der Mutter des Verdächtigen! Nach einem Zeugenaufruf zur Suche nach dem nächtlichen Jogger meldete sie sich bei der Polizei und sagte aus, dass der nächtliche Jogger ihr Sohn gewesen sei. So schildert es einer der ermittelnden Kriminalpolizisten vor Gericht. Die Mutter habe nicht gewusst, dass ihr Sohn mit dem Mord in Zusammenhang stehen könnte. Letztlich habe sie den Ermittlern nur einen Zeugen liefern wollen.

Vor Gericht schweigt der Angeklagte, der wie Hanna aus Aschau stammt. Er werde sich „vorab zur Sache und zur Person nicht äußern“, sagt einer seiner Anwälte am Donnerstag beim Prozessauftakt.

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04.10.2022, Bayern, Aschau: Aussenansichtdes Musikclubs "Eiskeller", unterhalb des Schlosses Aschau. Eine junge Frau aus dem oberbayerischen Landkreis Rosenheim ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Die 23-Jährige aus Aschau im Chiemgau habe am
Vor ihrem Tod feierte Hanna im Musikclub "Eiskeller".
pil, dpa, Uwe Lein

Anwalt: Hannas Eltern „leiden unverändert"

Mit detaillierten Fotos schildert ein Mordermittler Hannas letzten Abend: Wie ausgelassen sie zunächst bei einer Freundin gefeiert hat und wie lustig es im Club „Eiskeller“ war, aber auch wie Hannas Leiche am Ende ausgesehen hat. Die Mutter weint bitterlich im Gerichtssaal, für sie muss das alles unfassbar hart sein.

Der Familie sei es wichtig, dass es in dem Prozess nicht nur um den mutmaßlichen Täter und ein anonymes Opfer gehe, sagt der Nebenklagevertreter Walter Holderle zu RTL – sondern um Hanna, eine liebenswerte und lebenslustige junge Frau, die nun nicht mehr da ist.

Den Eltern gehe es ein Jahr nach dem Verlust noch immer furchtbar. „Sie leiden unverändert.“ Und sie hoffen auf Antworten, vor allem auf die Frage: „Wie waren die letzten Sekunden im Leben meiner Tochter?“

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Staatsanwaltschaft: Hanna ist ertrunken

Noch gibt es viele Ungereimtheiten. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 21-Jährige Hanna in den Bärbach warf, der damals reißend viel Wasser führte. Zuvor soll er sie mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und stranguliert haben. Hannas Leiche wurde mehrere Kilometer von dem mutmaßlichen Tatort im Fluss Prien gefunden. Die junge Frau war nach Angaben der Staatsanwaltschaft ertrunken.

„Vielleicht denken Sie drüber nach“, sagt die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler und schaut den Angeklagten eindringlich an. „Was bei diesem Indizienprozess fehlen wird, wird immer die Motivation, die besondere Situation“ sein, betont sie. „Das ist wie ein Puzzle.“

12.10.2023, Bayern, Traunstein: Die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler eröffnet den Prozess im Landgericht Traunstein. Der Angeklagte soll im Oktober 2022 eine 23-Jährige auf dem Heimweg von der Diskothek «Eiskeller» in Aschau im Chiemgau übe
Die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler eröffnet den Prozess im Landgericht Traunstein.
ule kde, dpa, Uwe Lein

Am Freitag, dem zweiten Verhandlungstag, wird Hannas Familie aussagen. Sie wollen reden – anders als die Familie des Tatverdächtigen, dessen Eltern und Schwester sich zu Prozessbeginn auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen. Außerdem sollten Fotos aus dem „Eiskeller“ gesichtet werden, sagt Richterin Aßbichler – „die letzten Bilder, auf denen man die Hanna noch sieht“.

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