Schicksale

Schicksale bilden jene Lebensgeschichten von Menschen ab, die uns besonders berühren, die auf eine eigene Art und Weise mit uns sprechen und uns noch lang beschäftigen, auch wenn die Lektüre längst vorbei ist.

Das sind Geschichten, in denen wir uns irgendwie wiederfinden. Sei es, weil wir uns mit ihnen identifizieren können oder, weil wir besonders viel Empathie verspüren.

Johann Wolfgang von Goethe sagte über das Schicksal: „Wie oft werden wir von einem scharf ins Auge gefaßten Ziel abgelenkt, um ein höheres zu erreichen! Der Reisende bricht unterwegs zu seinem höchsten Verdruß ein Rad und gelangt durch diesen unangenehmen Zufall zu den erfreulichsten Bekanntschaften und Verbindungen, die auf sein ganzes Leben Einfluß haben. Das Schicksal gewährt uns unsere Wünsche, aber auf seine Weise.“

Ein Schicksalsschlag kann also, glaubt man Johann Wolfgang von Goethe, durchaus etwas Gutes sein. Es kommt nur darauf an, was wir daraus machen und wie wir mit dem, was uns gegeben wurde, umgehen. Umso mehr stärkt es uns zum Beispiel, von Gleichgesinnten zu lesen und zu sehen, wie sie mit den Hürden umgehen, die ihnen vom Schicksal in den Weg gelegt worden sind. Denn wer weiß, wofür sie und uns dieses Hindernis rüstet? Dieser Sprung über eine Schicksalshürde erschöpft uns vielleicht im ersten Moment – macht uns aber gleichzeitig auch stärker und geübter, sodass uns der Sprung über die nächste Schicksalshürde gleich ein ganzes Stück leichter fällt.

Und Johann Wolfgang von Goethe sagte auch: „Manchmal sieht unser Schicksal aus wie ein Fruchtbaum im Winter. Wer sollte bei dem traurigen An sehn desselben wohl denken, daß diese starren Äste, diese zackigen Zweige im nächsten Frühjahr wieder grünen, blühen, sodann Früchte tragen könnten, doch wir hoffen's, wir wissen's.“ Und mit diesem Wissen, dass alles irgendwann wieder gut wird, wenn wir stark sind und uns gegenseitig Kraft geben, lässt sich auch ein schweres Schicksal leichter tragen.