Review

Gacha Bakradze

Forget

Oath • 2023

Auf seinen Platten kommt Gacha Bakradze, der wohl derzeit berühmteste Produzent von Clubmusik Georgiens, gern auf die verspielten Klänge zurück, die seit den 1990er-Jahren unter der Bezeichnung IDM eingemeindet werden. Das ist nicht Bakradzes Schuld, macht er die Sache doch so überzeugend zu seiner eigenen, dass man sich lediglich genötigt fühlt, den Hinweis zum Einsortieren zu geben, der groben Orientierung halber. Womit man den sich über die Dauer von vier bis sechs Minuten permanent fortschraubenden Tracks, deren Sounds und Rhythmen sich wie Tentakeln durch den Raum winden, gleichwohl kaum gerecht wird. Gitarrensoli wie früher schon mal hat Gacha Bakradze aktuell nicht im Angebot, stattdessen erzeugt er sanft artifizielle Melodien und Harmonien, die er stets aufs Neue mutieren lässt, selbst wenn der Beat, in »Form« etwa, einigermaßen streng durchgehalten wird. Jeder einzelne Titel auf »Forget« klingt bei aller Variationsfreude so, dass da nichts beliebig voranschreitet, allerdings selten so, dass man genau vorhersagen könnte, welches Ereignis auf das nächste folgen wird. Gacha Bakradze beherrscht es ganz wunderbar, die Dinge im Offenen und leicht in der Schwebe zu halten und den Weg, den er dabei zurücklegt, als völlig selbstverständlich erscheinen zu lassen. Dass in »What You Say« ein paar an die Achtziger erinnernde Synthesizerarpeggien die Basis für eine wiederkehrende gesungene Frage (»What can I say?«) bilden, gehört ebenfalls zu diesen Selbstverständlichkeiten.