Seit der exzentrische Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen und völlig umgekrempelt hat, ist das öffentliche Vertrauen in die mittlerweile in X umbenannte Plattform stark gesunken. Sowohl User als auch Werbepartner haben sich in den vergangenen Monaten in Scharen von dem Unternehmen abgewandt. Das ist keine gute Grundlage, um sich als seriöser Finanzdienstleister am Markt zu positionieren. Doch genau das ist Elon Musks Plan. Wie er laut The Verge unlängst vor der versammelten X-Belegschaft erklärte, soll das Unternehmen bereits Ende 2024 zum Dreh- und Angelpunkt für die finanziellen Angelegenheiten seiner User avancieren.
Musk betonte demnach, dass er X nicht einfach nur zu einem Bezahldienst umbauen, sondern sämtliche Geldgeschäfte der Nutzerinnen und Nutzer übernehmen wolle. Er bekräftigte vollmundig, dass die Menschen überrascht sein würden, wie mächtig der neue Service werden würde. In Musks Vision soll X herkömmliche Bankkonten überflüssig machen. Der Unternehmer erklärte, es würde "seinen Verstand sprengen", wenn X die Umsetzung nicht bis Ende 2024 vollziehen könnte. Tatsächlich hat die Firma in den USA bereits begonnen, Lizenzen für die Abwicklung von Finanzgeschäften einzuholen. Das soll laut Musk in einigen Monaten unter Dach und Fach sein.

Musk verfolgt jahrealte Pläne

Mit der Ankündigung kristallisiert sich stärker heraus, was Elon Musk in der Vergangenheit bereits durchblicken ließ. Er will X in eine multifunktionale Universalplattform nach dem Vorbild des chinesischen WeChat verwandeln, die das komplette digitale Leben ihrer User bestimmt. Erst am 26. Oktober 2023 hatte er der Plattform eine Anruffunktion verpasst. Seine Pläne für einen vollumfänglichen Finanzdienst sind alles andere als neu. Bereits 1999 gründete er den Bezahldienst X.com, der später unter der Bezeichnung PayPal zum heute wichtigsten Online-Bezahldienst aufgestiegen ist. Musk hat seinen Anteil an dem Unternehmen damals verkauft, weil seine Partner seine Vision von X nicht teilten. Nun scheint er Verpasstes nachholen zu wollen. Das bestätigte er in der jüngsten Mitarbeiterkonferenz.
Demnach hat PayPal nach der Übernahme durch die Handelsplattform Ebay viele der ursprünglich von ihm entwickelten Pläne und Funktionen verworfen. Das ist nach Musks Ansicht "total verrückt", weshalb er diese Pläne nun auf X umsetzen wolle. Außer Acht scheint der Milliardär bei all seinen Ambitionen bislang zu lassen, dass es für den Erfolg einer solchen Anwendung das Interesse und das Vertrauen der Nutzerschaft braucht. Beides dürfte nach jetzigem Stand schwieriger zu bekommen sein als Banklizenzen.