TV Tipp: „Welten-Saga II“ mit Christopher Clark

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Sechs neue Filme der „Terra X“-Reihe im ZDF und der ZDFmediathek

Die „Welten-Saga“ mit Christopher Clark setzt ihre Reise fort. In der zweiten Staffel der „Terra X“-Reihe, die am 3. September 2023 um 19.30 Uhr im ZDF startet, präsentiert der Historiker Sir Christopher Clark sechs neue Episoden über UNESCO-Weltkulturerbestätten in verschiedenen Regionen.

Christopher Clark im Hof der Mezquita in Cordoba © ZDF/Monica Gumm

Die Produktion von Gero von Boehm entstand in Zusammenarbeit mit der UNESCO.

Die ersten fünf Episoden sind ab dem 30. August 2023 und die sechste Episode ab dem 4. Oktober 2023 für ein Jahrzehnt in der ZDFmediathek verfügbar.

In der Eröffnungsepisode am 3. September erkundet Clark „Die Schätze Südeuropas“, darunter Neapel, Kastilien, Córdoba und Barcelona. Die zweite Episode am 10. September führt nach Japan, von Tokio bis Kyoto. Am 17. September reist er durch Nordafrika, besucht den Maghreb und Marrakesch. Südamerika steht am 24. September im Mittelpunkt, mit Zielen wie Iguazú und Machu Picchu. Am 1. Oktober entdeckt Clark den Nahen Osten, von Ägypten bis Jerusalem.

In der abschließenden Folge am 8. Oktober 2023 um 19.30 Uhr erkundet Clark „Die Schätze Griechenlands und der Türkei“. Er reist von Istanbul nach Kappadokien, besucht Pamukkale, Rhodos und die Meteora-Klöster und endet in Olympia, dem Ursprungsort der Olympischen Spiele.

Christopher Clark vor der Klagemauer und dem Felsendom in Jerusalem © ZDF/Sebastian Richter

Interview mit Christopher Clark zu „Welten-Saga II“

In der zweiten Staffel der „Terra X“-Reihe „Welten-Saga“ reisen Sie zu Welterbestätten in Südeuropa, dem Nahen Osten, Nordafrika, Japan, Südamerika sowie Türkei und Griechenland. Inwieweit spiegeln so unterschiedliche Stätten wie das Katharinenkloster auf dem Sinai, die Kathedrale von Gaudí in Barcelona oder der heilige Berg Fuji in Japan die Geschichte der Menschheit?

Man könnte auch noch die großartigen Moscheen von Istanbul nennen, die wir besucht haben, oder auch die heiligen Stätten der Inka in Südamerika. Immer wieder ist es der Glaube an etwas Höheres, sind es die Religionen, die den Lauf der Welt und ebenso das Leben der Individuen bestimmen.

Der Glaube formt Gemeinschaften, verbindet und trennt Menschen und er bestimmt das Schicksal ganzer Kontinente. Er war das Schwungrad für das Entstehen großer Zivilisationen – und immer wieder Anlass für Kriege und Völkermorde. In der Weltgeschichte gibt es kein bedeutenderes Element als den Glauben. Genau das spürt man an diesen Orten mit ihrer besonderen Ausstrahlung.

Erst seit 2001 zeichnet die UNESCO auch mündliche und soziale Traditionen sowie darstellende Künste aus, das so genannte Immaterielle Kulturerbe. Warum verdienen Wissen und Können wie der Tango in Argentinien, die Geschichtenerzähler auf dem Djemaa el Fna-Platz in Marrakesch oder Pizzabacken in Italien Förderung, was macht sie zum „Kulturerbe“?

Da geht es eben nicht um Bauwerke, um Traditionen, die zu Stein geworden sind. Beim Immateriellen Kulturerbe geht es um Menschen, die Bräuche und Fähigkeiten oft über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitertragen. Die UNESCO schafft mit ihrem Siegel eine gewisse Aufmerksamkeit und sorgt dafür, dass sie gepflegt werden und erhalten bleiben.

In der Türkei haben wir sogar einen Menschen getroffen, der selbst zum Kulturerbe erklärt wurde: Er ist der Letzte, der noch eine bestimmte Form der Kachel-Malerei pflegt und lehrt. 

Mehmet Gürsoy bemalt kostbare Kacheln und wird als lebendes UNESCO-Weltkulturerbe betrachtet © ZDF/Sebastian Richter

Ändert die Auszeichnung zum Weltkulturerbe die Lage der Menschen vor Ort?

In manchen Fällen durchaus. Orte, die das UNESCO-Siegel tragen, ziehen natürlich Touristen an – und davon profitieren die Menschen, die im Umfeld leben. Sie bekommen Aufmerksamkeit und haben im Zweifel ein gutes Auskommen.

Aber es bleibt natürlich immer eine Gratwanderung, denn zu viel Tourismus kann schnell zum Problem für die Stätten werden, die ja geschützt werden müssen. Das wird immer schwieriger, je mehr Menschen kommen. Und oft wird einfach zu viel gebaut.

Ich erinnere mich noch an den Schock, den wir bekamen, als wir die unfassbar riesigen Hotelanlagen in unmittelbarer Nähe der Stätten von Angkor Wat in Kambodscha sahen. Sie verändern die ganze Gegend extrem.

Und dann gibt es ja noch die Umweltbelastung, die weltweit durch Flugreisen entsteht. In diesem Zusammenhang sage ich immer halbwegs im Scherz: Unsere Filme müssen so gut sein, dass die Zuschauer das Gefühl haben, vor Ort gewesen zu sein und gar nicht dorthin reisen zu müssen.

Inwiefern sind die Welterbestätten, die Sie für die zweite Staffel besucht haben, auch für die Identität der Menschen wichtig?

Sehr wichtig sogar. Das stellen wir immer wieder fest, ganz gleich auf welchem Kontinent. Denn die Menschen empfinden es als Anerkennung, wenn Stätten, die eng mit ihrer Geschichte verbunden sind, UNESCO-Welterbe werden.

Wir haben zum Beispiel die Guarani-Indianer im argentinischen Iguazú besucht, an der Grenze zu Brasilien und Paraguay. Der Regenwald dort und die gigantischen Wasserfälle gehören seit Jahrhunderten zum angestammten Gebiet der Guarani und zum Weltnaturerbe der UNESCO. Sie haben ein besonders enges Verhältnis zur Natur und fühlen sich durch den UNESCO-Status anerkannt und sehen, dass ihr Erbe geschützt wird.

Der Titel „UNESCO-Welterbe“ ist begehrt, denn er bringt viel Aufmerksamkeit und Geld. Doch der Schutz der Welterbestätten wird immer schwieriger. Welche Gefahren drohen dem Weltkultur – und Weltnaturerbe weltweit?

Überall, wo es um die Natur geht, hat der Klimawandel Auswirkungen. Wenn man auf den verschiedenen Kontinenten unterwegs ist, gewinnt man die entsprechenden Eindrücke hautnah. Den Wildwuchs beim Bauen um die Stätten herum habe ich schon erwähnt. Und natürlich gefährden Kriege und Terror das UNESCO-Welterbe immer wieder. Nicht nur in Syrien und im Irak hat sich das gezeigt. Ich sehe es übrigens auch als eine Aufgabe der „Welten-Saga“ und damit auch des öffentlich-rechtlichen Fernsehens an, so viel Welterbe wie möglich im Bild festzuhalten – als eine Art kulturelles Gedächtnis.

Welches Welterbe, welche Begegnungen oder Erfahrungen auf Ihren Reisen für die zweite Staffel „Welten-Saga“ haben Sie am meisten beeindruckt?

Ich kann gar kein einzelnes Welterbe nennen – die Stätten sind immer auf ihre jeweils besondere Art beeindruckend, weil sie so viel über Kulturen, Mythen und Menschen erzählen. Wir alle im Team haben vielleicht am meisten in Japan gelernt, weil sich plötzlich Türen in die Vergangenheit auftaten und Schichten der Geschichte sichtbar wurden, die auch ich vorher nicht in der Deutlichkeit gesehen hatte – etwa den starken Einfluss der chinesischen Kultur auf Japan, immer wieder in Wellenbewegungen.

Zen-Mönch in Kyoto © ZDF/Sebastian Richter

Und in der Tat sind die Begegnungen mit Menschen eine echte Bereicherung, sei es der Zen-Mönch in Kyoto, die junge Tangotänzerin in Argentinien oder der griechisch-orthodoxe Hüter des Katharinen-Klosters auf dem Sinai. Sie alle kann man in den Filmen kennenlernen.

(Das Interview führte Gero von Boehm.)

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