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Psychologie Das passiert, wenn andere dich langweilig finden

Langweilige Menschen - gibt es die wirklich?
© Krakenimages.com / Adobe Stock
Stereotypen über "Langweiler" haben Auswirkungen darauf, ob wir gemocht oder gemieden werden. Die wichtigsten Erkenntnisse einer wissenschaftlichen Studie aus England.

Du liegst gern mit einer Serie auf dem Sofa, hast häufig keine klare Meinung und dein Beruf führt dich auch nicht täglich auf den roten Teppich? Dann geht es dir wie vielen von uns, und vielleicht fragst du dich deshalb auch manchmal besorgt, ob andere dich langweilig finden.

Scheinbar langweilige Menschen sind unbeliebt

Die Sorge ist nicht ganz unberechtigt, wie Forscher:innen an der University of Essex herausgefunden haben. Denn das Urteil, langweilig zu sein, kann unangenehme soziale Folgen haben: Langweiligkeit ist neben Einsamkeit in unserer Erlebnisgesellschaft ein Stigma, das einer Art Todsünde gleichkommt. Wer als langweilig gilt, wird eher gemieden und ausgegrenzt als andere – viele gehen "Langweilern“ aus dem Weg.

Den britischen Fotografen und Bühnenbildner Cecil Beaton zitieren die Wissenschaftler:innen mit den Worten: "Vielleicht ist das zweitschlimmste Verbrechen der Welt Langeweile. Das schlimmste ist, ein Langweiler zu sein."

Aber warum werden manche Menschen eigentlich als langweilig empfunden? Und ist das auch nur annähernd berechtigt? Die Forscher:innen haben mithilfe von 500 Teilnehmer:innen die häufigsten stereotypen Merkmale von Langweiligkeit ermittelt:

  • Eigenschaften: das Fehlen einer eigenen Meinung, Humorlosigkeit, häufiges Beschweren, Schweigsamkeit, Einfallslosigkeit
  • Interessen und Hobbys: Religion, Fernsehen, Tierbeobachtung, Mathematik, Schlafen
  • Berufe: Datenanalyse, Buchhaltung, Steuer/Versicherungen, Reinigung, Bankenwesen

Überraschend: Die Studie hat außerdem gezeigt, dass Menschen, die als langweilig gelten, auch mangelnde zwischenmenschliche Wärme und fehlende Kompetenzen zugeschrieben werden – zwei weitere Gründe, warum sie in sozialen Kontexten eher gemieden werden.

Stereotype im eigenen Leben hinterfragen

Als Langweiler:in abgestempelt zu werden, kann also negative Folgen für jede:n einzelne:n haben. Daher ist es wichtig, diese Stereotype zu hinterfragen und auch auf Menschen zuzugehen, die keinen Sternenstaub versprühen und ein scheinbar unaufregendes Leben führen. Denn ähnlich wie die Stereotypen, die Rassismus oder Sexismus zugrunde liegen, können Klischees über Langweiligkeit zu Vorurteilen, Abneigung und sozialer Ausgrenzung führen.

"Schon die Tatsache, dass Menschen sich dafür entscheiden, sie zu meiden, kann zu sozialer Ausgrenzung führen und die Einsamkeit verstärken, was sich negativ auf ihr Leben auswirkt“, so Studienleiter Dr Wijnand Van Tilburg.

Häufig stempeln wir Menschen aufgrund ihrer Art oder ihres Berufs als langweilig ab, ohne sie näher zu kennen. So haben als "langweilig" vorverurteilte Menschen gar keine Chance, "das Gegenteil zu beweisen und die negativen Stereotypen zu durchbrechen.“ Van Tilburg sagt deswegen ganz klar: Menschen als langweilig abzustempeln, ist langweilig.

sar Brigitte

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