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Altersarmut Jede zweite Frau kümmert sich nicht um ihre Altersvorsorge – laut Studie

Altersvorsorge: verzweifelte Frau vor Rechnungen
© Pormezz / Adobe Stock
Altersarmut ist ein bekanntes Frauenthema, die private Altersvorsorge wichtiger denn je. Trotzdem beschäftigt sich jede zweite Frau nicht mit dem Thema, wie eine neue Umfrage feststellt. Doch kann sie sich das noch leisten?

Kinderbetreuungsjahre, Teilzeitjobs, Gender Pay Gap, Karrierebremse Kind... die Gründe, warum es bei Frauen finanziell oft nicht so rosig aussieht wie bei den Männern, sind vielfältig. Der meist genannte Grund: Man wüsste nicht genug darüber. Eine Tatsache, die man ändern kann – wenn man denn will.

Doch die Hürden scheinen für viele Frauen zu hoch, die Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung dafür umso niedriger. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Altersvorsorge ist kein Hexenwerk, allerdings ist für die meisten Frauen das Thema Finanzen wenig spannend, die Sorge, falsche Entscheidungen zu treffen, die dann schwerwiegende Folgen hat, dafür umso größer, allerdings verschwinden Sorgen auch nur dann, wenn man etwas dagegen tut. Gern geben Frauen dieses Thema nach wie vor in die Hände ihrer Partner. Das kann gut gehen, solange die Ehe oder Beziehung gut geht, danach kann es leider auch richtig in die Hose gehen. Hier sollte safety first gelten, immerhin scheitert jede zweite Ehe. Im besten Fall unterstützen Partner dabei, für beide Parteien ein solides Fundament zu bauen. 

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Angeboten, um sich zu informieren und klein anzufangen. Vom Buch aus dem Buchladen, über Instagram, Youtube und Podcasts, bis hin zu Webinaren und unabhängigen Finanzberater:innen. Einzige Voraussetzung: Eigeninitiative. Da kommt niemand, der:die das für einen macht. Wer die nicht aufbringt, muss im Zweifel mit den Konsequenzen leben.

Zu wenig Finanzwissen als Hemmschwelle

Aktuell scheint das, betrachtet man die Ergebnisse der neuen repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von AXA durchgeführt hat, etwa jede zweite Frau zu betreffen. So gaben 47 Prozent der Frauen, aber nur 37 Prozent der Männer in Deutschland an, sich mehr mit ihrer finanziellen Ruhestandsplanung beschäftigen zu müssen, das Thema allerdings vor sich herzuschieben. Bei jungen Frauen unter 35 Jahren sind es sogar 56 Prozent. Auch das Wissen zum Thema Altersvorsorge ist bei jungen Frauen nur gering ausgeprägt. Mehr als jede zweite (52 Prozent) der unter 35-jährigen Frauen gibt an, nicht genügend Wissen zum Thema Altersvorsorge zu haben und sich deshalb nicht ausreichend mit der eigenen Ruhestandsplanung zu befassen.

Die Ängste sind groß

Während sich rund die Hälfte der Männer grundsätzlich auf den Ruhestand freut (46 Prozent), fällt die Vorfreude bei den Frauen geringer aus. Nur für rund vier von zehn Frauen (38 Prozent) überwiegt das gute Gefühl in Hinblick auf die Rente. Etwa 63 Prozent stimmen sogar der Aussage zu, dass ihnen das Thema Altersvorsorge heute mehr Angst bereitet als früher – unter den Männern sind es mit 53 Prozent deutlich weniger.

Die Sorge der Frauen ist absolut berechtigt. Leider ist es in Deutschland so, dass Frauen im Schnitt rund ein Drittel weniger Alterseinkünfte beziehen. Dementsprechend ist die Mehrheit der Frauen rein rechnerisch dazu gezwungen, zusätzlich privat fürs Alter vorzusorgen. Die Realität sieht jedoch anders aus.

So kommentiert Claudia Flues, Altersvorsorgeexpertin bei AXA in Deutschland die Studienergebnisse.

Besonders von Teilzeit arbeitenden Frauen ist die Sicht auf den kommenden Ruhestand von Sorgen geprägt. Rund jede dritte Frau (32 Prozent), die in Teilzeit tätig ist, hat Sorge im Ruhestand zu verarmen. Bundesweit teilt diese Sorge hingegen nur jede:r Vierte (25 Prozent). Sorgen, die aber durchaus berechtigt sind: Laut aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit ist jede dritte Frau, die in Vollzeit arbeitet, zukünftig von Altersarmut bedroht. Was das für Frauen in Teilzeit bedeutet, kann man sich ausrechnen. 

Weniger Einkommen bedeutet geringere Rente, bedeutet mehr sparen

Wer Teilzeit arbeitet und sich kein gutes Polster zugelegt oder finanzielle Ausgleiche innerhalb der Beziehung aufgrund von Care Arbeit verhandelt hat, der:diejenige hat durchaus ein hohes Risiko in die Altersarmut zu rutschen. Vor allem dann, wenn man nicht mit Wohlstand gesegnet, oder komplett von dem:der Partner:in abhängig, denn kommt es beispielsweise zur Trennung vom Hauptverdiener oder wird der oder diejenige krank, steht das Konstrukt schnell auf sehr wackeligen Beinen. Besonders erschreckend ist dabei: Rund 40 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen sparen aktuell gar nicht für die Rente, dabei fällt ihre Rente ohnehin viel magerer aus. Dabei fängt man damit bestenfalls frühzeitig an.

"Generell gilt: Je früher ich mit dem Sparen beginne, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich meine Rentenlücke schließen und meine Lebensqualität im Alter sichern kann. Wer schon in jungen Jahren in die private Altersvorsorge einsteigt, kann bereits mit kleinen Beiträgen die drohende Rentenlücke zumindest verringern“, erklärt Claudia Flues weiter.

Sollte ein:e Partner:in bei der Altersvorsorge unterstützen?

Dass zum Beispiel auch ein besserverdienender Partner für die Altersvorsorge aufkommen kann, ist für die Deutschen nicht selbstverständlich. Noch nicht einmal jede:r Dritte (31 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass die besserverdienende Person in einer Beziehung unabhängig von Gründen für den geringeren Verdienst beim Aufbau der Altersvorsorge finanziell unterstützen sollte. Das Überraschende dabei: Hier sind es mehr Männer (34 Prozent) als Frauen (28 Prozent), die der Aussage zustimmen. Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten vertritt die Ansicht, dass jeder für seine eigene Altersvorsorge allein verantwortlich ist. Das ist vor allem deshalb erstaunlich, weil Frauen hierzulande nach wie vor den überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernehmen und dafür auf Lohneinkünfte verzichten, die ihnen auch vom Partner nicht ausgleichend vergolten werden. Ein Problem, das auch Claudia Flues sieht:

Obwohl Frauen in deutschen Haushalten noch immer den überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernehmen, fordert die Mehrheit dafür keinen finanziellen Ausgleich fürs Alter von ihren Partnern. Das ist ein großes Problem und deckt sich leider auch mit unseren Beobachtungen: Zwar findet gerade in der jüngeren Generation langsam ein Umdenken statt, dennoch verzeichnen wir nach wie vor mehr männliche als weibliche Kund:innen. Auch die Einstellung, der Mann müsse sich um die finanziellen Angelegenheiten der Familie kümmern, hält sich weiterhin hartnäckig.

Es klingt vielleicht nach Panikmache, in dem Fall müssen Frauen aber offenbar, wie auch die Ergebnisse zeigen, immer noch wachgerüttelt werden. Denn erst im Alter festzustellen, dass das Geld hinten und vorne nicht reicht, ist etwa 45 Jahre zu spät. Doch wer sich nur sorgt, dass dies eintreffen könnte, statt aktiv zu werden, vergeudet wertvolle Zeit, in der das Geld arbeiten könnte. Niemand muss direkt anfangen mit Aktien zu handeln, der Start ist viel niedrigschwelliger als viele glauben.

How to start Altersvorsorge?

Zunächst braucht es eine Grundlage. Über wie viel Geld reden wir überhaupt? Dafür als erstes die eigene Rentenlücke ausrechnen. Für erste Berechnungen kann man hierfür einen Online-Rechner bemühen. Und dann dann kann man sich eine Grundlage schaffen, indem man sich ein Buch zum Thema kauft, beispielsweise "Reich in Rente" von Helma Sick oder "Madame Moneypenny: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können" von Natascha Wegelin. Aber auch unser Finanzpodcast "What the Finance" oder unser Brigitte Academy Bereich zum Thema Finanzen, ist ein sehr guter Start, um sich mit dem Thema vertraut zu machen. Wichtig ist auch: Schon kleine Beträge sind besser als nichts und können sich – gut angelegt – durchaus zu einem stattlichen Sümmchen entwickeln. 

Zu der Umfrage: Befragt wurden 2.013 Personen in Deutschland im September 2023. Die Umfrage wurde online durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragung sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

jba Brigitte

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