#thirtysomething in Volxheim: Zuhause bei dem Model Franzi Stegemann und dem Fotografen Peter Bender.
Angefangen hatte alles im Jahr 2017 mit einem Job in Hamburg. Damals stand Franzi Stegemann als Model für einen Optiker vor der Kamera, dahinter: Peter Bender. Dass es sich dabei wortwörtlich um einen Job mit Weitsicht handelte, war den beiden zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Nach sporadischen Reaktionen auf Instagram-Stories und ersten Treffen in Hamburg kam es ein Jahr später zu einem Wiedersehen in Benders Zuhause, einem alten Herrenhaus in Volxheim. Allerdings nur zu einem Business-Lunch – dachte Franzi Stegemann zumindest. Tatsächlich war der Tisch gedeckt für zwei, obendrauf eine Kerze, dazu ein gutes Glas Wein. Der Funke sprang über, aus den anfänglichen, gelegentlichen Kontakten wurde eine Fernbeziehung. Dann kam die Pandemie, und Franzi Stegemann zog Stück für Stück von Hamburg zu Bender aufs Land. Mittlerweile holen sich die beiden ihre Dosis Stadt nur noch, wenn sie für Jobs unterwegs sind. Denn „einfach eine gute Zeit zu haben“, das gelingt dem jungen Paar hier in den alten Sandsteinwänden des gemütlichen Herrenhauses besonders gut.
Wir haben Franzi Stegemann und Peter Bender in ihrem Zuhause in Volxheim besucht.
Ihr habt mittlerweile beide der Stadt den Rücken gekehrt. Was ist das Schöne am Landleben?
Peter Bender: Ich finde, das Schöne daran ist, dass man nur das macht, was man wirklich will. Der Fokus liegt auf dem, was einem wichtig ist. Das bedeutet für uns Sport machen, Freunde besuchen, arbeiten und einfach eine gute Zeit haben. Dadurch, dass man nicht wie in der Stadt mit einem Überfluss an Möglichkeiten konfrontiert ist, wird man automatisch kreativer, was die Gestaltung seiner Freizeit anbelangt. Ein wenig, wie in der Kindheit wahrscheinlich …
Franzi Stegemann: Und dass wir einen Hund haben können, ganz ohne schlechtes Gewissen!
Bad Kreuznach, Hamburg, Mainz, Frankfurt und nun Volxheim: Was zog dich in das kleine Dorf hier?
PB: Ich bin ganz in der Nähe in einem Dorf im Weinanbaugebiet Nahe aufgewachsen. Während ich in Frankfurt gelebt habe, wurde mir schnell klar, dass mir das Stadtleben zu aufgeregt und hektisch ist und ich gerne wieder zurück aufs Land ziehen möchte. Das war 2017. So habe ich ganz klassisch auf Immoscout eine Suchanzeige aufgegeben, in die dieses Haus hier fiel. Es gab genau zwei Fotos, doch die haben ausgereicht, um mich zu überzeugen: eines zeigte die schönen Fliesen am Kamin, das andere war eine Aufnahme der grauen Stahlträger.
Kannst du dich erinnern, was dir bei der Besichtigung durch den Kopf gegangen ist?
PB: Dass es genau die Art von Haus war, die ich immer haben wollte. Ich war unglaublich dankbar, dass unser Vermieter Götz, der mittlerweile zu unseren engsten Freunden zählt, vorab so viel renoviert hatte, dass es eigentlich schon perfekt war. Auch wenn ich damals mit meinen 25 Jahren noch relativ jung war, um in ein Dorf zu ziehen, in dem ich niemanden kannte, war es – trotz gelegentlicher Einsamkeit – irgendwie ziemlich cool.
Das Haus ist schon recht alt. Wisst ihr etwas über seine Geschichte?
PB: Über dem Eingangsbereich hängt eine Brezel, es könnte also gut mal eine Bäckerei gewesen sein. Das ist aber nur eine Vermutung, vielleicht hat sie auch erst der vorherige Besitzer dort angebracht. Es gibt außerdem eine Jahreszahl, 1839, doch auch hier wissen wir nicht, ob es das wirkliche Baujahr ist, denn am Giebel ist noch eine weitere Zahl eingraviert, 1867. Auf jeden Fall ist das Haus mindestens 160 bis 170 Jahre alt.
Dafür scheint es aber noch sehr gut in Schuss! Oder trügt der Schein?
PB: Man merkt auf jeden Fall, dass man in einem alten Haus lebt. Ich laufe in regelmäßigen Abständen in die Türen rein. Ich bin 1,93 Meter groß, die Türrahmen sind allerdings nur 1,85 Meter hoch. Damals waren die Menschen eben doch noch ein wenig kleiner.
FS: Stimmt, du läufst immer halb-gebückt durchs Haus! Aber ja, das Alter macht sich bemerkbar, wie in den Stromleitungen, die schnell mal überlastet sind. Auch sind eigentlich alle Böden krumm, ebenso die Wände. Deshalb haben wir auch keine großen Schrankwände oder Ähnliches, das würde schlicht nicht halten.
PB: Aus Kostengründen wurden damals übrigens schon beim Bau krumme Dielen und schiefe Balken benutzt – es wurde also nicht mit der Zeit schiefer und schiefer, sondern ist einfach so gebaut.
Trotz der Makel, was ist das Schöne daran, in einem alten Haus zu leben?
PB: Die Geräusche! Ich liebe das Knarzen unserer Dielenböden. Und auch im Sommer ist es im Erdgeschoss durch die dicken Sandsteinwände angenehm kühl.
FS: Was mir so gefällt, ist diese eigene Atmosphäre, die in alten Häusern herrscht. Sie sind ganz von selbst gemütlich, ohne dass man etwas dafür tun muss.
Wurde in der Vergangenheit bereits viel renoviert?
PB: Vor etwa neun Jahren hat unser Vermieter das Gröbste erneuert. Letztes Jahr folgte dann nochmal eine Art Kernsanierung, in der fast alles bis auf Rohre und Kabel renoviert wurde. Das haben wir auch zum Anlass genommen, eine neue Küche einzubauen. Ein Mega-Upgrade, die davor bestand nämlich aus zusammengeschraubten OSB-Platten aus dem Baumarkt, hatte keine Fronten und war bestückt mit gefundenen Elektro-Geräten vom Dachboden.
Das klingt wild! Was war euch bei der Gestaltung der neuen Küche dann wichtig?
FS: Zum einen, dass sie geschlossene Fronten hat. Wir haben die neue Küche gemeinsam mit den Jungs von Parallelwerk geplant, einem jungen Unternehmen aus Bad Kreuznach. Dabei hatten wir von Anfang an ein recht konkretes Bild im Kopf: Fenix-Oberflächen, keine Hochschränke, eine Oberbeleuchtung, ein eingelassenes Kochfeld und eine Arbeitsplatte aus Holz, die hoffentlich bald eine schöne Patina bekommt.
Und die gelben Fronten?
FS: Wir entschieden uns für Gelb, weil die angrenzenden Türrahmen in der Küche grau waren. Deshalb fielen alle Grau- und Schwarztöne für uns aus, Weiß wollte ich allerdings auch nicht. Neben Grün, Blau und Rot gab es in dem Farbspektrum der Marke nur noch Gelb, was wunderbar mit dem Holzboden und den weißen Wänden harmoniert.
PB: Außerdem passt das gut zum Sofa im Wohnzimmer, das es 2015 noch mit einem ockerfarbenen Bezug gab – mittlerweile ist es ein richtiges Sammlerstück! (lacht)
Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
FS: Viel Holz, eher gedeckte Farben. Ich denke, nordisch passt ganz gut.
PB: Vielleicht Retro-Nordisch?
Gibt es ein Möbelstück, das aktuell ganz oben auf eurer Wishlist steht?
PB: Die „Bellhop“-Leuchte von Flos. Eine haben wir schon, und die macht ein so schönes Licht, dass sie in jedem Zimmer stehen könnte. Davon hätte ich am liebsten zehn Stück.
FS: Für mich wäre es ein größeres Sofa. Welches genau, weiß ich noch gar nicht, es gibt so viele, die mir gefallen. Allerdings steht das noch in den Sternen, dafür ist unser Wohnzimmer nämlich schlicht zu klein.
Habt ihr einen Lieblingsplatz in eurem Häuschen?
FS: Einer meiner Lieblingsorte ist das Zimmer unterm Dach. Gerade wenn der Regen prasselt, ist es hier unglaublich gemütlich. Was auch unsere Gäste regelmäßig bestätigen!
PB: Ich liebe es, im Winter vor dem Kamin zu sitzen. Gerade durch die Blickachse in die Küche hat das eine eigene, ganz besondere Stimmung.
Im Hinblick auf die Zukunft, geht eure Reise noch weiter oder habt ihr in Volxheim erstmal euren Platz gefunden?
PB: Das hier ist wohl noch nicht das finale Zuhause für uns, dafür fehlen uns das Private und ein eigener Garten zu sehr.
FS: Aber bis auf Weiteres sind wir hier sehr zufrieden – man wird uns also erstmal noch ein gutes Weilchen hier finden.