Zum Launch seines neuen Albums: So wohnt Troye Sivan in seinem viktorianischen Haus in Melbourne

Troye Sivan ist Musiker, Schauspieler und YouTuber. Nun erobert er mit seinem neuen Album „Something To Give Each Other“ die Charts! Gemeinsam mit Flack Studio baute er jetzt sein viktorianisches Haus in Melbourne um.
Porträt von Troye Sivan in rotem Sweatshirt lässig auf der Treppe Neue Single Rush von Troye Sivan
Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Troye Sivan: Zu seinem Album-Release „Something To Give Each Other“ zeigt AD das viktorianische Haus des Multitalents.

Was würde wohl jemand von ihm denken, der durch sein Haus spaziert, ihn aber noch nie getroffen hat? „Ich hoffe, so jemand würde davon ausgehen, dass ich ein unprätentiöser Typ bin, vielleicht ein bisschen exzentrisch, auf alle Fälle jemand, der Kunst und Design liebt, dem seine Familie sehr wichtig ist – und, dass ich schwul bin“, antwortet Troye Sivan.

Wäre dieser hypothetische Gast ein Design-Liebhaber, würde er sicherlich die vielen Schätze von Größen wie Percival Lafer, Ettore Sottsass, Tobia Scarpa, Mario Bellini und Botta bemerken; die von Charlotte Perriand und Jean Prouvé inspirierten Schrankelemente und die maßgefertigte, Memphis-bunte Ausstattung der Bäder. Blickt man genauer hin, wird klar, dass hier jemand lebt, der gleichermaßen kultiviert und selbstbewusst ist, um zu erkennen, dass es bei Design ebenso sehr um Angemessenheit und Nuancen geht, wie um einzelne wichtige Stücke oder Kunstwerke.

Troye Sivan trägt ein Oberteil von Junya Watanabe und eine Hose von Dion LeeGemälde von Nell; Skulptur von Glenn Barkley. Fashion-Styling: Gadir Rajab.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Ein Vintage-Sofa von Percival Lafer dis das Centerpiece des Wohn- und Essbereichs, der sich durch große Flügeltüren zum Garten hin öffnet.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Troye Sivan brachte sein Wissen über Design und Kunst in die Hausgestaltung

„Troye ist ein unglaublich kluger Komplize. In unseren ersten Gesprächen sprach er über Materialität und darüber, wie er sich in seinem Zuhause fühlen will, über den Duft, den Klang und das Licht. Er gab uns so viel mehr mit, als nur ein paar hübsche Dinge, die er auf Pinterest fand“, erinnert sich Interiordesigner David Flack, Sivans Partner bei der feinsinnigen Neugestaltung des viktorianischen Hauses.

Das im Jahr 1869 erbaute Anwesen ist ein architektonisches Juwel. Einst als Handballhalle errichtet, war der Bau ab den Fünfzigerjahren der Sitz einer Ziegelei. 1970 wandelte der australische Architekt John Mockridge, eine Ikone der Kunst- und Designszene Melbournes, das Gebäude in ein Wohnhaus um. Der Umbau gilt als das erste Projekt dieser Art der Stadt. „Ich sehe Mockridge und seine Freunde förmlich vor mir, wie sie hier sitzen, Whiskey trinken und über Kunst sprechen. Ich wollte diesen Bohème-Spirit bewahren, die ursprüngliche Architektur achten, aber dennoch etwas schaffen, das sich nach mir anfühlt“, sagt Sivan.

Troye Sivan

Obwohl sie größere bauliche Eingriffe auf ein Minimum beschränkten, nahmen Sivan und Flack im gesamten Haus grundlegende Veränderungen vor: Die Küche und die Bäder wurden grunderneuert, die Fensterfront schafft mit großen Flügeltüren vor dem Essbereich nun einen fließenden Übergang zwischen Innenraum und Garten. Neue Einbauschränke und perforierte Balustraden-Details erinnern an den Modernismus des 20. Jahrhunderts; Wände in Stucco Veneziano ergänzen Glanz, die Palette der Materialien schlägt den großen Bogen von Industrial bis organisch; ein Weinkeller im Garten wurde zu einem „Powder Room“ mit Marmoreinbauten.

„Es scheint fast, als hätten wir nicht wirklich viel getan, tatsächlich aber war es eine Menge Arbeit. Das Einfache ist schwer zu erreichen. Es erfordert viel Disziplin“, erzählt Flack. „Es war uns beiden wichtig, dass man trotz allen Veränderungen, noch immer den Ursprung des Hauses spüren kann“, fügt er hinzu.

Troye Sivan im Video: So lebt der Musikstar in Melbourne

Den Hinterhof bepflanzte Landschaftsarchitekt Florian Wildist mit australischen Gewächsen. An der Mauer hängt ein Kunstwerk von Sydney Ball.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Von der Frühstücksecke blickt Sivan in den begrünten Hinterhof.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Auf Reisen verfeinerte Troye Sivan seinen Einrichtungsgeschmack

Seine ästhetische Vorlieben verfeinerte Sivan auf den Reisen rund um die Welt, auch in den Jahren vor der Pandemie in Los Angeles, wo er immer noch ein Haus besitzt. „Was das Klima und die Architektur angeht, gibt es eine starke Ähnlichkeit zwischen Melbourne und L.A.. Der kalifornische Midcentury-Modernismus hat mich sehr inspiriert“, erklärt er. „Ich denke auch oft an die Zeit, die ich in Japan verbracht habe. Die Idee des Wabi-Sabi, die Vollkommenheit Unvollkommenen, das spricht mich wirklich an."

Die Seele eines Hauses zu bewahren, indem man dessen Schwächen bestehen lässt, das ist möglicherweise ein Konzept, das für viele Hausbesitzer und Designer vielleicht zu abstrus ist, aber Sivan und Flack verstehen es. „Wir haben die ursprünglichen Korkdecken so gelassen, wie sie waren, mit Flecken und Unregelmäßigkeiten. Wenn wir erhalten wollen, was dieses Haus ursprünglich einmal war, muss sich alles mühelos und echt anfühlen“, erklärt Flack, „Es ist wie mit den vergilbten Scarpa-Leuchten über dem Esstisch. Sie sehen aus, als wären sie 30 Jahre lang in einem Haus in Mailand gehangen und ein Duzend Italiener hätten darunter Kette geraucht“.

Vor der Eichen-Küchentheke stehen Vintage-Rattan-Hocker.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

In diesem Haus treffen internationale Stilelemente auf eine australische Stimmung

Trotz der polyglotten Einrichtung hat Sivan dafür gesorgt, dass die Stimmung, wie er sagt, „australisch bleibt, von den Pflanzen im Garten bis zur Kunst an den Wänden.“ Die Gemälde- und Skulpturensammlung des Sängers umfasst Werke des verstorbenen Sydney Ball, Arbeiten der Schüler von Karen Black und Nell und dazu eine faszinierende Reihe junger, zeitgenössischer Künstler wie Gregory Hodge, Tom Polo und Ramesh Mario Nithiyendran.

„Ich habe fünf Jahre in den Staaten gelebt und mich dort oft nach Australien gesehnt. Dann brachte die Pandemie mich nach Hause. So sehr ich es auch vermisse, auf Tour zu sein und Menschen zu treffen, so cool war es auch, mal gezwungen zu sein, für einen Moment still zu stehen. Ich wache jeden Tag mit der Lust auf, etwas Neues zu machen – und das, in einem Haus, das die Geschichte meines Lebens erzählt. Und von den Orten, die ich geliebt habe“, sagt Sivan begeistert. All den Hütern der alten Schule, die sich darüber mokieren, dass nun junge Celebrities zum Maßstab für gutes Design und Geschmack werden, sollten sich von Sivans verführerischem Refugium in Melbourne beruhigen lassen. The kids are alright.

Eiche, Marmor und marokkanische Fliesen treffen im Badezimmer aufeinander.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Die Wände des Gästezimmers sind mit venezianischem Putz verspachtelt.

Anson Smart, Stying: Joseph Gardner

Zuerst erschienen bei Architectural Digest, übersetzt von Leonie Rolinck.